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Linux in der Musikproduktion

 

 

Linux im Tonstudio und in der Musikproduktion

Der Audioproduktionsbereich wird von MacOS und Windows dominiert. In vielen Profi sowie Hobby Musikstudios werden Rechner mit dem Betriebssystem von Apple oder Microsoft verwendet. Linux findet man dort nur sehr selten. Doch dies ändert sich langsam, den Linux holt seine alten Defizite auf und wird in diesem Bereich immer besser. 


Welche Probleme gab es in der Vergangenheit

Linux hatte viele Jahre einige Probleme die den Einsatz auf einer Audioworkstation nahezu ausschlossen, oder sehr schwierig machten. So gab es Probleme mit dem alten Standard Sound Server ALSA und Pulseaudio, um diese effizient verwenden zu können musste zusätzlich das Jack Audio Connection Kit verwendet werden um um Signale von einem Programm zu anderen zu senden und miteinander zu verbinden. Das hat zwar funktioniert, hat viele Anwender jedoch überfordert. Zudem mussten spezielle Low Latency Kernel unter Linux verwendet werden um Audiosignale in Echtzeit zu verarbeiten. Ein Echtzeitkernel ist Heute nicht mehr notwendig, da der "normale" Linux Kernel deutlich verbessert wurde. Zudem wird mit dem neuen Linux Soundserver Pipewire wird nun vieles besser und einfacher. Dieser wird auf lange sich wohl Pulseaudio wie auch Jack komplett ersetzen. Pipewire findet bereits jetzt Einzug in die ersten Linux Distributionen und wird Stand 2025 von einigen Distributionen wie z.B. Fedora und UbuntuStudio als Standard-Soundserver verwendet. Die anderen Distributionen werden vermutlich in den nächsten Jahren nach ziehen. Pipewire kann jedoch bereits jetzt in den meisten Linux Distribution mit etwas Kenntnis nach installiert werden. Aber auch das Connection Kit Jack hat sich weiter entwickelt und die Verwendung des Programms kann recht einfach erlernt werden.  

DAW unter Linux

In der Vergangenheit gab es nur wenige DAW-Software Programme die unter Linux verwendet werden konnten, das Programm Ardour und Audacity sind die bekanntesten. Auch wenn diese sehr gut sind, war die Auswahl doch sehr beschränkt. Heute hat sich die Auswahl deutlich erweitert. Inzwischen sind selbst kommerzielle Programme wie Bitwig Studio und Reaper für Linux erhältlich. Des weiteren gibt es Tracktion Waveform, LMMS, Mixbus und Zrythm.

Die Top Empfehlungen für Einsteiger und Umsteiger sind derzeit Bitwig Studio, Reaper und Ardour als komplette DAWs für die „Klassiche Musikproduktion“ und für elektronische Arrangements und Beats die beiden Programme LMMS und Zrythm. Die bekannten Windows und Mac DAWs wie Steinberg Cubase, ProTools, Ableton Live und Samplitude sind derzeit nicht für Linux erhältlich. Wer zwingend mit einem dieser Programme arbeiten möchte ist noch immer auf ein anderes Betriebssystem angewiesen. Es gibt Versuche einige Windows DAWs mit der Windows Kompatibilitätsschicht WINE (Akronym für "Wine Is Not an Emulator") unter Linux zu benutzen, für ein und Umsteigern ist dies aber nicht zu empfehlen. Wir raten zu den nativ unterstützen DAWs. 

Hier eine Liste mit unter Linux nativ unterstützen DAWs.

- Ardour – Die beste Open Source DAW und in Ubuntu Studio enthalten.
- Bitwig Studio – Kommerzielle Lösung und eine Top-Empfehlung.
- Reaper - Kommerzielle professionelle Lösung und eine Top-Empfehlung.
- Waveform – Freie kommerzielle DAW auch als Pro erhältlich.
- Harisson Mixbus – Kommerzielle DAW Lösung.
- LMMS – Geeignet für Arrangements und Beats.
- Audacity – Sehr guter und ausgereifter Audio Editor, beliebt im Broadcasting.
- Zrythm -  Geeignet für Arrangements und Beats.
- Renoise - kommerzielle DAW nach dem Trackerprinzip.
- Rosegarden – Notation, Midi und DAW.
- Tenacity – Open Source, multi-track audio editor 
- Qtractor – Open Source DAW für Linux
- Cecilia - Audio signal processing environment for music composition

Die Wahl der Linux Distribution (Linux-Vatiante)

Es gibt nicht das eine Linux, sondern viele Varianten (sogenannte Distributionen), die ihr Paket aus dem GNU/Linux Kernel, der Desktop-Oberfläche (z. B. KDE, Gnome oder XFCE) und weiterer Software schnüren und dann für den Endanwender bereitstellen. Hier gibt es verschiedene Philosophien wie denn ein komplettes Linux aussehen soll. Die verschieden Distributionen treten sozusagen in den Wettbewerb zueinander und erschaffen unterschiedliche Produkte. Einige der bekanntesten Projekte sind Ubuntu, Linux Mint, Fedora, Debian, Arch Linux, Zorin, MX Linux, EndevourOS und OpenSUSE. Wer allerdings ohne viel Bastelei wie z.B. das nachinstallieren des Soundservers Pipewire starten möchte, für den ist die Wahl der Linux Distributionen derzeit etwas eingeschränkt. Von Haus aus liefern Pipewire derzeit nur UbuntuStudio und Fedora Linux. Wer kein Problem hat den Soundserver selbst zu nach installieren, kann auch mit Linux Mint oder dem „normalen“ Ubuntu glücklich werden. Wer wirklich alles dabei haben möchte und sofort starten möchte, für den bleibt nur UbuntuStudio. Dieses liefert nicht nur den Soundserver Pipewire direkt mit sondern auch die DAW Ardour, verschiedene VST und Synthesizer. Das alles lässt sich natürlich auch auf anderen Distributionen nachinstallieren, muss aber mühsam zusammen gesucht und installiert werden. UbuntuStudio liefert hier ein umfangreiches Paket, was wirklich alles für die Audioproduktion dabei hat. Selbst wer kein weiteres Geld für Programme wie Bitwig oder Reaper ausgeben möchte, kann mit der hier gelieferten Open Source Software schon sehr gute Ergebnisse mit Ardour und den gelieferten Tools erreichen. 

VST-Plugins unter Linux

In der Musikproduktion unter Linux können verschiedene VST-Plugins und ähnliche Software-Instrumente eingesetzt werden. VST steht für "Virtual Studio Technology" und wurde Mitte der 1990er Jahre von der Firma Steinberg für Windows-Systeme entwickelt. Da Windows im Audiobereich weit verbreitet ist, sind VSTs in einer größeren Auswahl verfügbar, sowohl als freie als auch als kostenpflichtige Software. Für Linux-Systeme gibt es alternative Plugin-Formate wie LADSPA und LV2, die direkt für Linux entwickelt wurden. Diese Formate decken normalerweise die meisten Anforderungen ab. Für einige spezielle Plugins oder Effekte kann es jedoch notwendig sein VST-Plugins unter Linux zu verwenden. Das ist in den meisten Fällen auch möglich.

Um VST-Plugins unter Linux zu nutzen, gibt es zwei Möglichkeiten. Ein bekanntes Programm ist Carla (in UbuntuStudio enthalten), die zweite weniger bekannte Lösung das Programm Airwave. Beide nutzen die Kompatibilitätsschicht Wine um VST-Plugins unter Linux lauffähig zu machen. Carla bietet dazu eine benutzerfreundliche Oberfläche, mit der man sowohl Effekte als auch Instrumenten-Plugins einbinden kann. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass kopiergeschützte Plugins (z.B. mit iLok) nicht funktionieren und es zu Problemen kommen kann.

Für native Linux-Plugins gibt es verschiedene Möglichkeiten un diese zu installieren. Man kann sie über den Paketmanager der Linux-Distribution installieren oder sie direkt herunterladen und installieren. 

Welches Audio Interface für Linux

Hier gibt es derzeit noch die meisten Probleme. Den nicht jedes Audio-Interface wird unter Linux erkannt bzw. unterstützt. Viele Hersteller liefern keine Linux-Treiber für ihre Audio-Interface. Es muss daher ein Teiber von der Linux Community entwickelt werden, dies dauert oft lange. Ältere Geräte werden daher oft besser unterstützt als neuere Modelle. Trotz allem, die Auswahl mag nicht so groß wie unter Windows sein, wer aber etwas Zeit investiert findet ein kompatibles Gerät. Die beste Unterstützung gibt es nach unserer Einschätzung derzeit bei den meisten Behringer Produkten. Auf dieser Webseite können Sie sich zur Unterstützung von verschiedenen Audio-Interfacen informieren.

https://wiki.linuxaudio.org/wiki/hardware_support


Linux Audio Interfaces

Hier eine Liste die einen Überblick bietet.

Hinweis: Die Liste ist nicht vollständig, da neue Audio-Interfaces und Treiber kontinuierlich entwickelt werden. Die folgende Liste enthält bekannte Audio-Interfaces, die unter Linux unterstützt werden:

Behringer (Linux plug and play):
UMC204HD 
UMC404HD
UMC1820 (mit ADAT-Erweiterung)
UMC22
U-Phoria UM2

Focusrite (Mit alsa-scarlett-gui):
Saffire 6 USB
Scarlett 2i2 (Gen 3)
Scarlett 18i20 (Gen 3)

RME:
Digi 96/8 PAD
AIO
Fireface series (mit FireWire- und USB-Schnittstellen)

Terratec:
DMX6 fire 24/96 (FireWire)

M-Audio:
Firewire 410
Fast Track Ultra

Steinberg:
UR22 MK2
UR44

Native Instruments:
Komplete Audio 1
Komplete Audio 6

PreSonus:
AudioBox 44VSL
AudioBox 1818VSL

Alesis:
IO 14 (mit FireWire- und USB-Schnittstellen)

Zoom:
R8 (mit FireWire- und USB-Schnittstellen)

MOTU:
M2
M4
828mkII

Tascam:
US-122
US-144

Emu:
1616M
1820M

Edirol:
UA-25EX
UA-101

FireWire-Audio-Interfaces für Linux

Viele FireWire-Audio-Interfaces wie z.B. die von RME, Alesis und Zoom sind unter Linux kompatibel und werden von ALSA oder FFADO (Linux Firewire-Treiber) unterstützt.

Echo Audio Fire 2
Ein ultrakompaktes FireWire-Audio-Interface mit 24 Bit, 96 kHz, MIDI und S/PDIF, das auf Linux-Systemen gut funktioniert.

RME Fireface 400
Ein FireWire-Audio-Interface, das auf Linux-Systemen mit ALSA-Treibern funktioniert und auch mit FFADO-Treibern kompatibel ist.

TC Konnekt Live
Ein FireWire-Audio-Interface, das auf Linux-Systemen mit ALSA-Treibern funktioniert und auch mit FFADO-Treibern kompatibel ist.

Syba SY-PEX30016
Ein FireWire-800-Interface, das auf Linux-Systemen mit ALSA-Treibern funktioniert und auch mit FFADO-Treibern kompatibel ist.

StarTech PEX1394B3
Ein FireWire-800-Interface, das auf Linux-Systemen mit ALSA-Treibern funktioniert und auch mit FFADO-Treibern kompatibel ist.

Die Kompatibilität von Audio-Interfaces mit Linux kann je nach Version und Distribution variieren.
Es gibt auch einige Open-Source-Audio-Interfaces wie z.B. die von FFADO, die speziell für Linux entwickelt wurden. Die Liste ist nicht vollständig und neue Audio-Interfaces werden kontinuierlich entwickelt und unterstützt.

Thunderbolt Audio Interfaces mit Linux Unterstützung

Bekannte Thunderbolt Audio Interfaces, die eine gute Linux-Unterstützung für Ubuntu Studio, Ubuntu und Fedora Linux bieten:

Universal Audio Apollo Twin MKII Duo
Ein 2x6-Desktop-Thunderbolt-Audiointerface mit 2x SHARC-DSP für internes UAD-Echtzeit-Processing.

Universal Audio Apollo x8
Ein 18x24-Thunderbolt-3-Audiointerface mit 6-Kern SHARC-DSP für internes UAD-Echtzeit-Processing.

Universal Audio Apollo Twin X Duo
Ein 10x6-Thunderbolt-3-Audiointerface mit UAD-2 DUO-Prozessor für nahezu latenzfreie Aufnahmen.

Antelope Audio Orion 32+ Gen 4
Ein 128-Kanal-Thunderbolt/USB-Audiointerface mit AD/DA-Wandlern und Synergy Core FX-Processing-Platform.

Lynx Studio Aurora(n) 24 TB3
Ein 24-Bit/192-kHz-Thunderbolt-Audiointerface mit 24x Line-Ein- und Ausgängen via Sub-D-Stecker.

Antelope Audio Zen Q Synergy Core
Ein 14x10-Thunderbolt-3-Audiointerface mit Synergy Core FX-Processing-Platform und AD/DA-Wandlern.

Focusrite Clarett 8Pre
Ein 18x20-Thunderbolt-Audiointerface mit AD/DA-Wandlern und integrierter DSP-Verarbeitung.

PreSonus Quantum 2626
Ein 8x6-Thunderbolt-Audiointerface mit AD/DA-Wandlern und integrierter DSP-Verarbeitung. 

Bitte beachten Sie, dass die Linux-Unterstützung je nach Version und Firmware-Status des Geräts variieren kann. Es ist ratsam, die Herstellerwebsite und die Dokumentation des Geräts zu überprüfen, bevor Sie es kaufen oder verwenden. Die Angaben und Empfehlungen sind ohne Gewähr. 

Fazit:
Wer technisch versiert ist und etwas Mut hat sich einzulernen, der kann Heute unter Linux erfolgreich Audio Produktion betreiben. In den nächsten Jahren wird sich hier noch einiges tun und die Situation wird noch besser werden. Empfehlen würden wir das derzeit jedoch nur Anwendern, die bereit sind eventuell auf ein paar Features zu verzichten die es in der Windows und Mac Welt gibt. Dafür bekommt man als Anwender die Vorteile eines Open Source Linux Betriebssystems, dazu ist eben vieles kostenlos und frei verfügbar. Wer unter Linux Musik produzieren möchte, der kann dies mit Ardour + freie Plugins ohne zusätzliche Kosten tun. Das für sich ist eine tolle Sache.

Diawo.de hat sich Gedanken gemacht die besten Linux-PCs und Workstations für Sie zusammenzustellen. Sie finden unter dem Link unten, hochwertige PCs die sich auch für die professionellen Audio Produktion unter Linux eigenen. Diese PCs stehen den bei uns für Windows erhältlichen Systemen in nichts nach und sind bei vielen Komponenten weitgehend baugleich. Wir achten jedoch bei Kernkomponenten auf die Linux Kompatibilität und jeder Rechner kommt fix und fertig vorinstalliert auf deutsch mit Ubuntu Studio, Linux Mint oder Ubuntu Linux (mit Standard Desktop).

Hier geht es direkt zu den Linux-PCs und Workstations.



Stand: 28.02.25*

*Sie kennen ein Audio-Interface das gut von Linux unterstützt wird, teilen Sie uns dieses mit und wir nehmen es in die Liste auf. Die Liste oder der Text enthält einen Fehler oder eine Unklarheit, lassen Sie und das wissen und wir überarbeiten den Text gegebenenfalls.